Häufig sind es neben den Deutschlehrkräften auch die Fachlehrer und Fachlehrerinnen in Mathematik, die eine solche Schwäche erkennen. Bisher gute Mathematikschüler und -schülerinnen werden plötzlich auffällig bei einer Klassenarbeit, in der längere Textaufgaben vorkommen, weil sie die Aufgaben in der vorgegebenen Zeit nicht bewältigen oder falsche Rechenstrategien anwenden. Die Ursache ist eine Art „Buchstaben-Allergie", d. h. das Gehirn kann die Menge an Buchstaben nicht in Ruhe und sinnentnehmend entschlüsseln.

Da das Lernen am Gymnasium sehr dominiert wird vom Lesen und Schreiben, haben LRS-Betroffene häufig Nachteile in mehreren Fächern. Sie leiden unter mangelndem Selbstwertgefühl, sind oft frustriert und verlieren ihre Motivation. Um ihre Schwächen zu vertuschen, lesen und schreiben sie oft zu hektisch und wenig sorgfältig, wollen „schnell fertig werden" mit der für sie schwierigen Aufgabe.

Förderdiagnose und Förderung am Bodelschwingh-Gymnasium

Für Schülerinnen und Schüler mit besonderen Schwierigkeiten im Bereich Lesen und Rechtschreibung bietet das Bodelschwingh-Gymnasium individuelle Förderung an.
In allen Klassen 5 führen wir vor den Herbstferien einen Rechtschreibtest durch, um die für den regulären Deutschunterricht relevanten Schwerpunkte festzulegen. Wenn bei einigen Schülerinnen und Schülern größere Defizite auffallen, bieten wir nach Rücksprache mit den Erziehungsberechtigten einen speziellen (kostenlosen) LRS-Test an. Auch in den Erprobungsstufenkonferenzen im November und Januar werden Auffälligkeiten besprochen und protokolliert. Die dritte Deutscharbeit in Klasse 5 nach einer Unterrichtsreihe zum Thema „Rechtschreibung" dient als weiteres Kriterium für eventuellen Förderbedarf. Der LRS-Erlass des Landes NRW formuliert hierzu: „Zusätzliche Fördermaßnahmen kommen in Betracht für Schülerin-nen und Schüler der Klassen 3 bis 6, deren Leistungen im Lesen oder Rechtschreiben über einen Zeitraum von mindestens drei Monaten den Anforderungen nicht entsprechen".
Nach der Auswertung der Tests werden die Erziehungsberechtigten über das Ergebnis informiert und zu dem weiteren Vorgehen beraten. Bei Bedarf wird die Teilnahme an unserem schulinternen LRS-Förderprogramm ab dem 2. Halbjahr angeboten. Kinder, die schon in den Grundschuljahren eine spezielle Förderung erfahren haben, können schon zu einem früheren Zeitpunkt an den schulinternen Kursen teilnehmen.

Die Förderstunden

Einmal pro Woche bieten Frau Locher und Frau Lock Förderstunden in Kleingruppen von drei bis vier Schülerinnen und Schülern an. Sie finden im Raum der Stille am BGH während des Vormittagsunterrichts nach einem Rotationsprinzip statt, d. h. es kann nur einmal im Monat das gleiche Unterrichtsfach betroffen sein.

Frau Locher und Frau Lock unterrichten das Fach Deutsch und haben sich in Weiterbildungen für die Durchführung von schulischen LRS-Förderkursen auf der Basis pädagogischer Förderdiagnosen qualifiziert. In den Förderkursen soll der Einzelne individuell gefördert werden, um Selbstsicherheit und Lernmotivation zu stärken, die LR-Schwäche als ein lösbares Problem erkennbar zu machen und Strategien zur Verbesserung aufzuzeigen und anzutrainieren. Ziel der Lese-Rechtschreibförderung ist es, den Betroffenen Strategien und Übungen an die Hand zu geben, die es ihnen erlauben, jeden Text in angemessenem Tempo, mit hoher Konzentration und Sorgfalt zu entschlüsseln – also zu lesen und zu verstehen – oder selbst zu schreiben.

Die Rechtschreibregeln werden auf wenige Basisregeln reduziert und immer wieder an Einzelbeispielen eingeübt, so dass sich eine Art Automatismus beim Schreiben ergibt. Denn LR-Schwierigkeiten resultieren nicht aus fehlender Intelligenz, sondern sind zu verstehen als eine temporäre Schwäche, die erworben wurde und demnach auch wieder abtrainiert werden kann.

In jeder Stunde stehen Konzentration, Ruhe und Sorgfalt an erster Stelle. Die Kursteilnehmerinnen und Kursteilnehmer lernen Übungen kennen, die sie zur Ruhe bringen, ihre akustische und visuelle Aufnahmefähigkeit steigern und sie zum Erlernen und Anwenden von Regeln motivieren. Das Material ist vielfältig in Form von Gruppenspielen, Karten- und Bildvorlagen und diversen altersgerechten Schreibübungen, die immer wieder Basisregeln der Rechtschreibung nach individuellem Bedarf trainieren. Bewegungsspiele und feinmotorische Übungen dienen ebenfalls dazu, Unruhe oder fehlende Sorgfalt in den Griff zu bekommen und Erfolg und Fortschritt erfahrbar zu machen. Für die Weiterarbeit zu Hause werden Arbeitsblätter mit Schreib- und Leseübungen und Tipps für Konzentration und motorische Übungen zur Verfügung gestellt.

Unser Arbeitsmotto lautet:

Problem: Lese – Rechtschreib – Schwierigkeit
Lösung: langsam – ruhig - sorgfältig

Die Teilnehmer machen die Erfahrung,

  • dass sie viele Fertigkeiten bereits beherrschen, wenn sie sich Zeit nehmen,
  • dass Übung weitere Verbesserung bringt
  • und sie mit weniger Angst an Klassenarbeiten herangehen können.

Nachteilsausgleiche wie verlängerte Arbeitszeiten, Notenschutz u. a. werden für alle Kursteilnehmer und -teilnehmerinnen individuell mit allen unterrichtenden Kolleginnen und Kollegen abgesprochen und gelten für die Dauer des Förderkurses, in der Regel ist das ein Jahr. In regelmäßigen Abständen werden kleinere Tests durchgeführt, um die Fortschritte zu dokumentieren.

Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte an das Sekretariat des BGH unter 02243-920415 oder per e-mail an Frau Locher oder Frau Lock.