Was lernt man eigentlich in Baad?
Durch die Erlebnisse, die man auf der Baad-Fahrt macht, kann man viele wichtige Werte lernen. Die Klassenfahrt wird von erfahrenen Trainern durchgeführt, die unter anderem folgende Werte vermitteln möchten:
„Wir fördern den einzelnen jungen Menschen in seiner Selbsteinschätzung, seiner Sozialkompetenz und seiner Mitverantwortung für Gemeinschaft und Natur! Er wird dabei unterstützt als eigenverantwortlicher Mensch sein Leben selbst in die Hand zu nehmen!“
In den nächsten Texten berichten Schülerinnen und Schüler darüber, wie sie im Rahmen der Baad-Fahrt wichtige Werte erlebt und ausgebildet haben.
Menschliche Anteilnahme: Kevin Knittel berichtet über die Hilfsbereitschaft
Das Wort „Hilfsbereitschaft“ dürfte jedem von uns bekannt sein, und jeder von uns sollte in Baad eigentlich auch praktisch gemerkt haben, was das eigentlich ist - egal ob man selbst hilfsbereit war oder ob man die Person war, die Hilfsbereitschaft erfuhr, oder (im Idealfall) sogar beides.
Während der Klassenfahrt gab es sowohl in der Jugendherberge als auch während der Aktivitäten der einzelnen Kleingruppen viele Möglichkeiten Hilfsbereitschaft zu zeigen, im Besonderen auf der 3-Tages-Wanderung. Ein gutes Beispiel dafür ist in Gruppe 4 aufgetreten, als eine Person nicht mehr konnte und jemand anderes sich bereit erklärt hat, den Rucksack der Person zu nehmen. Gleichzeitig haben sich andere Personen um die betreffende Person gekümmert. Doch das ist nur ein Beispiel von vielen. Auch in der Jugendherberge hat man Hilfsbereitschaft an vielen Ecken bemerkt: Personen halfen freiwillig beim Tischdienst mit, obwohl sie an dem Tag gar nicht eingeteilt waren, oder brachten den Kranken Essen aufs Zimmer. Auch als der Bus kam und die Koffer eingeladen werden mussten, konnte man seine Hilfsbereitschaft unter Beweis stellen, indem einige Personen beim Einladen der Koffer halfen, damit es schneller ging und die Fahrerin weniger zu tun hatte.
Anhand all dieser Beispiele kann man sehr gut erkennen, dass wir alle auf der Fahrt durchaus die Chance hatten hilfsbereit zu sein. Ob man diese Chance genutzt hat, ist die andere Frage.
Sorgfalt und Verantwortung: Tom Gatzmanga berichtet über die Verantwortung für Menschen
Ein elementarer Bestandteil der pädagogischen Arbeit von OUTWARD BOUND ist es Situationen zu schaffen, in denen geübt werden kann, verschiedene Meinungen zu respektieren, Unterschiedlichkeiten zu tolerieren und Einfühlungsvermögen zu zeigen. Zur Stärkung dieser Gruppenprozesse forderten uns die vergangenen Tage in Baad immer wieder dazu auf nicht nur den eigenen Aufgabenbereich zu betrachten, sondern die daran beteiligten Menschen wahrzunehmen und für deren Bedürfnisse sensibel zu werden. Wir haben gelernt, dass Empathie die wichtigste Fähigkeit für menschliche Anteilnahme ist. Im Rahmen unseres Kurses wurde jeder stets mit neuen Herausforderungen und persönlichen Grenzen konfrontiert. Die gegenseitige Unterstützung hat dafür gesorgt, dass sich innerhalb einer Gruppe Vertrauen und ein Gefühl der Zugehörigkeit entwickelt hat. Wer diese Kompetenz erlangen konnte, dem wird sie weit über das Programm von OUTWARD BOUND hinaus helfen, im Alltag oder im Arbeitsleben positive Beziehungen aufzubauen. Am Ende der intensiven Gruppenzeit konnten wir uns auf eine wichtige Erkenntnis einigen:
Es bedarf zunächst einer realistischen Selbsteinschätzung und der Fähigkeit, das von der Gruppe widergespiegelte Fremdbild konstruktiv anzunehmen, um der Verantwortung für seinen Mitmenschen gerecht zu werden.
Sorgfalt und Verantwortung: Julia Lange berichtet von der Verantwortung für die Natur
Outward Bound zeigte uns, wie wichtig die Natur für uns Menschen ist und wie viel Verantwortung wir haben. Wir arbeiteten mit dem Programm „leave no trace“ und lernten z.B. welche Gegenstände wie lange benötigen, um sich zu zersetzen. Als nächstes mussten wir innerhalb fünf Minuten Müll in einem Umkreis von 200m einzusammeln. Zuerst dachten wir, dass wir nicht viel finden werden, weil es recht sauber aussah. Das Ergebnis wurde dadurch hinterher umso erschreckender. Wir fanden innerhalb dieser kurzen Zeit echt kuriose Dinge, die man normalerweise nicht in der Natur finden sollte. Selbstverständlich nahmen wir alles mit. Bei all unseren Wanderung haben wir darauf geachtet, dass wir alle Gegenstände, die nicht in die Natur gehören, mitnahmen. Den eingesammelten Abfall brachten wir in die Jugendherberge. Um uns das nachfolgende Trennen des Abfalls zu ersparen, hatten wir mehrere Beutel dabei. Auffallend für die Gegend war, dass man (fast) nie einem Mülleimer begegnete – auch nicht an Bushaltestellen, Bänken oder Geschäften. Zuerst verwirrte es uns und wir fragten uns, wo man seinen Abfall loswerden konnte. Doch dann wurde es immer logischer: Es soll bezwecken, dass man seinen Müll mitnimmt und zuhause trennt. Erstaunlicherweise funktionierte dies sehr gut.
In der Jugendherberge konnte man sich Ausrüstung, z.B. Wanderschuhe und große Rucksäcke, kostenlos ausleihen. Obwohl insbesondere die Wanderschuhe sehr altmodisch aussahen, war alles sauber und gepflegt. Wir merkten im Laufe der Zeit, dass die Materialien trotz ihres Alters taten, was sie sollten, da die vorherigen Benutzer gut mit ihnen umgegangen sind. Auch wir bemühten uns – mit Bürsten und Schuhwachs – darum, die Schuhe und Rucksäcke genauso zu hinterlassen, wie wir sie empfangen haben.
Zusammenfassend kann man sagen, dass man durch die Fahrt nach Baad eine andere Sichtweise auf viele Dinge bekommt, die man zuvor als selbstverständlich erachtet hat. Eine Fahrt nach Outward Bound ist eine wertvolle Erfahrung.
Durchhaltevermögen: Konrad Peth berichtet über das Erlernen von Ausdauer
Die zehn Tage bei Outward-Bound waren ohne Ausnahme für alle anstrengend. Man ist in den Bergen gewandert und hat regelmäßig seine eigenen körperlichen Grenzen überschritten. Das hat bei vielen dazu geführt, dass sie Muskelkater oder ähnliche Beschwerden hatten. Wir waren immer wieder erschöpft, was auch dazu führte, dass man regelmäßig Pausen machen, sich kurz ausruhen oder stärken wollte. Dazu kam dann manchmal noch schlechtes Wetter, das einem zusätzlich auf die Nerven gehen konnte. Aber trotz aller Herausforderungen dachte man, wenn man am Ende des Tages im Bett lag, darüber nach, wie schön der Tag doch eigentlich war und wie viel Neues man gesehen und kennengelernt hat.
Außerdem macht man auf den Wanderungen und Ausflügen immer genug Pausen, um sich auszuruhen oder zu stärken. Nach jeder kleinen Pause fühlt man sich besser und kann wieder weiterwandern. Man kommt jeden Abend gegen 16-17 Uhr zurück und hat dann noch eine gute Stunde Zeit, bis es Essen gibt und danach hat man nochmal drei Stunden Freizeit. Darüber hinaus ist es in Baad immer sehr ruhig, weshalb man immer gut schlafen kann. Durch die frische Bergluft schöpft man schnell wieder neue Energie für den nächsten Tag.
Alles in allem ist es zwar anstrengend und es benötigt manchmal auch viel Überwindung, aber es lohnt sich sehr mitzukommen. Denn so etwas macht man nur einmal im Leben!
Durchhaltevermögen: Lara Lieser berichtet über persönliche Bestleistungen
„Ein Abenteuer fürs Leben“ so wurde uns unsere Stufenfahrt nach Baad angekündigt und genau das haben wir erlebt, ein Abenteuer fürs Leben. In vielerlei Hinsicht haben uns die Aufgaben herausgefordert. Wir haben viel Neues erlebt, wir mussten Verantwortung übernehmen, in vielerlei Hinsicht unsere Grenzen testen und sie überwinden. So haben sich einige trotz Höhenangst von einer Brücke abgeseilt, andere haben bei der Gipfeltour ihre physischen Grenzen erreicht und überwunden.
Wir haben unsere Mitschüler kennengelernt und teilweise auch neu kennengelernt.
Das Wort, das wir in meiner Gruppe am häufigsten nutzten, war „gemeinsam“. „Gemeinsam“ spielt auch beim Thema „persönliche Bestleitungen“ eine große Rolle. Keiner von uns hätte solch hohe persönliche Bestleistungen erzielt, wenn nicht die gesamte Gruppe immer hinter ihm gestanden hätte. Jeder von uns hat während der 10 Tage in einem Bereich seine persönliche Bestleistung erreicht und sich weiterentwickelt. Jeder von uns kann und sollte stolz auf sich sein.
Initiative ergreifen: Johanna Moritz berichtet über Mut und Willensstärke
Wenn ich an die Zeit vor Baad zurückdenke, ist es schwer vorstellbar, dass ich tatsächlich darüber nachgedacht habe, all diese fantastischen Erfahrungen nicht zu sammeln, weil ich mich nicht getraut habe. Ich denke, die meisten hatten Respekt vor dem, was uns erwartet hat und manche hatten sogar Angst. Es gab so viele Faktoren, die beängstigend waren: Sei es, zehn Tage von zu Hause weg zu sein, mit Menschen zusammen zu sein, mit denen man sonst nicht viel redet, oder auch extremere Dinge, wie sich von einer 80 Meter hohen Brücke abseilen zu lassen. Es hat sicher viel Willensstärke gekostet, es trotzdem zu wagen und sich auf dieses Abenteuer einzulassen. Allerdings haben die meisten sich getraut und eine unfassbare Entwicklung erlebt. Natürlich war es nicht einfach und ich will nicht wissen, wie viele Tränen an der Brücke geflossen sind, bevor die Leute unten mit einem strahlenden Lächeln wieder den Boden unter den Füßen hatten. Doch letztendlich konnten wir unfassbar tolle Momente sammeln, die wir nie erlebt hätten, wenn wir nicht mutig gewesen wären. Momente, die wir in unserem Leben nie vergessen werden und die uns mit Sicherheit noch lange begleiten werden. Im Nachhinein bin ich dankbar für alle Erfahrungen, die ich in Baad machen durfte und auch dafür, dass ich den Mut aufbringen konnte. Ich denke, dass wir alle eine wichtige Lektion gelernt haben, und zwar, dass manche Dinge einfach wichtiger sind als unsere Ängste.
Beziehungen: Celine Niederhausen berichtet über Vertrauen und Selbstvertrauen
Vertrauen bildet eine der wichtigsten Grundlagen für eine gute Beziehung zwischen den Menschen. Ebenso wichtig ist aber auch Selbstvertrauen, woran es uns auch oft fehlt. Wir trauen uns vielleicht nicht viel zu und glauben nicht an unsere persönlichen Stärken.
In Baad mussten wir uns der Herausforderung stellen, uns selbst und vor allem auch anderen, oft unbekannten Personen zu vertrauen. Anfänglich hat man gemerkt, dass alle noch ziemlich unsicher waren. Man kannte sich noch nicht so gut und deswegen fiel es schwer, einander zu vertrauen. Jedoch hätten wir ohne Vertrauen viele Herausforderungen nicht so gut schaffen können. Hätte man sich zum Beispiel bei der 3-Tages-Tour nicht auf die anderen Gruppen verlassen können, hätten wir alle Aufgaben allein erledigen müssen und wären wahrscheinlich ziemlich überfordert gewesen. Im Verlauf der zehn Tage hat man gemerkt, dass besonders das Vertrauen in der eigenen Kleingruppe stärker geworden ist und man sich immer sicherer gefühlt hat. Wir mussten den anderen Gruppenmitgliedern 100-prozentig vertrauen und ihnen gleichzeitig auch das Gefühl geben, dass sie einem vertrauen können. Beim Abseilen von der 80m-hohen Brücke war aber nicht nur das Gruppenvertrauen wichtig, sondern auch das Selbstvertrauen: Wir mussten auf der einen Seite der Gruppe vertrauen, dass sie uns fest im Seil hält und sichert. Auf der anderen Seite musste man sich selbst motivieren und sich selbst zutrauen, diese spannende Herausforderung meistern zu können.
Im Laufe der Woche haben wir gelernt, unsere Grenzen zu überwinden. Viele sind über sich hinausgewachsen. Wir lernten uns selbst besser kennen und schafften Dinge, welche wir uns selbst nie zutrauten. Anschließend lässt sich sagen, dass wir alle stolz darauf sein können, was wir geschafft haben! Die Fahrt hat uns nochmal deutlich gemacht, wie wichtig Vertrauen ist und wie viel man mit einem guten Vertrauen in der Gruppe schaffen kann.