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Lebenszeichen - die Coronakrise und das Schulleben am BGH

Die „Covid19“-Erkrankung beeinflusste in den letzten Monaten nicht nur das öffentliche und private Leben in überaus starker Weise, auch das System Schule musste mit vielen, sich immer wieder verändernden Bedingungen, Maßnahmen und Regeln auseinandersetzen, damit unter den immer sich veränderenden ministeriellen Vorgaben Unterricht mit den Schülerinnen und Schülern sowie auch deren Betreuung stattfinden konnte, aber auch der Kontakt mit den anderen beteiligten Gruppen (Eltern, Ämter, Firmen, Kollegen, Dienstleistern, Busunternehmen, etc.) sollte erfolgreich hergestellt werden. Vieles, was organisiert werden musste, stieß nicht immer auf Begeisterung, Verständnis oder Akzeptanz bei allen Beteiligten. In der Mehrheit aber erwies sich vor allem unsere Online-Beschulung als durchaus tragfähiges und gut angenommenes System, wenn auch an einigen Stellen bzw. bei einzelnen Beteiligten technische oder organisatorische Schwierigkeiten die Abläufe sehr erschwerten.
 

 

Allein schon die Frage nach dem Sinn und der Form des Präsenzunterrichts in den letzten fünf Wochen des Schulhalbjahres wird sehr diskursiv sowohl auf politischer, schulischer oder verwaltungstechnischer Ebene, aber auch der Basis der ganz privaten Einschätzung der Situation in den Elternhäusern behandelt. Das Schulministerium wollte vor allem ein störungsfreies Abitur für unseren Abschlussjahrgang erreichen und der politische Wille in NRW sieht gar eine schnell zu erreichende „Normalität“ in den Schulen vor, allerdings stehen diesem Vorhaben ein aum überschaubares Bündel an Bedingungen und Problemen auf organisationstechnischer, personeller Ebene und auch auf individueller Seite gegenüber, deren Vereinbarkeit sich häufig als kaum herstellbar erweist.

So gibt es zum Beispiel Elternhäuser, die uns rückmelden, dass ihnen die Form der Präsensbeschulung bis zu den Ferien sehr entgegenkomme und überaus willkommen sei, da die häusliche Situation mit zum Beispiel im Haushalt lebenden Risikopersonen oder aufgrund einer allgemeinen Zufriedenheit mit dem System der Online-Beschulung nicht gefährdet werden sollte und man der schulischen „Zwangspräsenz“ daher eher skeptisch gegenüberstehe. In anderen Elternhäusern steht die Frage nach den zu kompensierenden Leistungen angesichts der langen „Schulabstinenz“ als beängstigendes Moment im Raume; wieder andere beklagen die eingeschränkte soziale Lage ihrer Kinder und sehen in der Öffnung eine Hoffnung auf die Rückkehr zu gewohnten Abläufen.

Alle diese Standpunkte können wir gut verstehen und nachvollziehen. Unser Bestreben als Schulleitung ist es, aus allen diesen nachvollziehbaren Interessensbereichen und Bestimmungen ein möglichst für alle vertretbares Maß an Übereinstimmung zu erzeugen. Regelmäßig tagt die erweiterte Schulleitung, um die Effekte in Einklang zu bringen und unter den gegebenen Bedingungen ein vertretbares Szenario zu schaffen.

In dieser Rubrik möchten wir Sie daher auch über die aktuellen Maßnahmen und Entscheidungen, über Beispiele aus der Unterrichtspraxis oder auch häufige Fragen und ihre Antworten informieren, um einen Einblick in unsere Praxis zu gewähren. Der Präsenzunterricht in der Sekundarstufe I unterliegt besonderen Bedingungen, da noch stattfindende Prüfungen, immer wieder sich veränderende personelle Bedingungen und andere Vorgaben, wie zum Beispiel solche, die durch den Schülertransport gesetzt werden, erzeugten einen schmalen Korridor für Entscheidungen – Zeit um ein kleines Resümee zu ziehen und zu schauen, welche Aufgaben und Schlussfolgerungen aus der vergangenen Praxis verfolgt und bearbeitet werden müssen.

Bereits der erste Tag, als unsere Abiturienten wieder die Schule betraten, zeigte uns, dass die von unseren Schülerinnen und Schülern sehr geschätzte Gemeinschaft häufig Vorsichtsmaßnahmen und Abstandsregeln vergessen ließ. Ein Umstand, auf dem Schule mit noch mehr Regularien und Aufsichten reagieren muss, will sie die Gesundheit der uns anvertrauten Schülerinnen und Schüler nicht gefährden. Umbau und Organisation von Wegen, Räumen, Unterrichtsplänen, Einsatzmöglichkeiten für Lehr- und Betreuungskräfte aus dem „Nicht-Risikobereich“, Abstimmung des Einsatzes von Online- und Präsenzlehrerinnen und –lehrern sowie deren Konzepte; die individuellen Beratungen der Kinder und ihrer Familien sind nur einige Bereiche, die sich uns in einer stark veränderten Form als Aufgabe präsentierten und präsentieren.

Doch auch die positiven Aspekte sollen nicht unerwähnt bleiben, wie etwa das große Engagement in breiten Teilen der Schülerschaft und des Kollegiums, mit der Situation kreativ umgehen zu können und auch der zum Teil recht intensive Austausch mit den Schülerinnen und Schülern, der neue Kategorien der Zusammenarbeit erzeugte; sowie die immer weiter voranschreitende "Professionalisierung" bei der Bedienung und Ausnutzung der technischen Ressourcen bei Schülerschaft und Lehrpersonal.

Im Folgenden haben wir einige "Streiflichter" gesammelt, die etwas von unserem Alltag und unseren Entscheidungen mitteilen. Wir wünschen eine interessierte Lektüre.

 

Das Bodelschwingh-Gymnasium Herchen organisierte eigene "Not"-Beförderung

Unsere Schülerinnen und Schüler kommen traditionsgemäß aus einem großen Einzugsgebiet; notwendigerweise ist deshalb das BGH besonders abhängig von Bus und Bahn. Hinzu kommt, dass wir es in der Nähe zur Landesgrenze zu Rheinland-Pfalz mit stark variierenden Voraussetzungen des Schülertransports zu tun haben. Dieser Zustand wurde noch verstärkt, als die besonderen Bedingungen der "Corona-Zeit" zu unterschiedlichen Zeitpunkten der Hin- und Rückfahrt führte bzw. die Frage, ob überhaupt ein Transportmittel zur Verfügung steht, wurde entscheidend für den Schulbesuch. So haben die Verschiebungen, die durch die Abiturprüfungen entstanden sind, oder auch die Abhängigkeiten zum gemeinsamen Schülertransport mit den Grundschulen der Umgebung Situationen ergeben, in denen zum Teil gar keine Busse fuhren. Um unseren Schülerinnen und Schülern aber trotzdem den Schulbesuch zu vereinfachen, fand sich unser Kollege Stephan Pack bereit, seine eigene "Buslinie" zu eröffnen und diesem Mangel zu begegnen. Auf diese Weise konnten wir denn in einzelnen Fällen doch den von den Schülerinnen und Schülern durchaus gewollten Schulbesuch ermöglichen (siehe Foto zu Beginn des Kapitels).

Vielen Dank, Herr Pack.

 

Ein Schülerbericht aus der Jahrgangsstufe 8:

Der Corona-Lockdown, der auch unseren Schulbetreib lahmlegte, traf in der 8a im Fach Deutsch den Einstieg in das Thema “Werbemedien und Werbekonsum” – ein Thema, das für unsere Generation, die im Zeitalter von Online-Shopping, E-Commerce und Werbung in den digitalen Medien aufwächst, nicht zu unterschätzen ist. Schade sagten die einen, froh waren die anderen, die sich nun mit Thema nicht weiter auseinander setzten mussten. Oder etwa doch?

Fairerweise muss man an dieser Stelle anmerken, dass das BGH-Unterrichtsportal in diesen anfänglichen Wochen noch in den Kinderschuhen steckte. „Home-Schooling“ war für die meisten ein neuer Begriff, ein Video-Chat mit dem Lehrer vor Kurzem noch unvorstellbar. Und dass so unsere Schul-Normalität in den nächsten dreieinhalb Monaten aussehen würde, hat auch niemand geahnt.

Nun bot sich aber die perfekte Möglichkeit, die vielseitigen Funktionen von Office365 an unserer Schule zu testen, die bis dato nur selten ihren Weg in den normalen Schulunterricht gefunden haben. Und so kann man die ersten beiden Wochen des Schulunterrichts von zuhause auch gut beschreiben – ein Rumprobieren, Testen und Staunen über die Möglichkeiten – sowohl auf Lehrer- als auch auf Schülerseite. Trotz kleinerer technischer Probleme einzelner, die in der Klassengemeinschaft immer schnell gelöst werden konnten, (sogar manche Lehrer ließen sich von ihren Schülern in einer Video-Konferenz die Technik rund um Office365 näher bringen ), war diese Phase des Online-Unterrichts für die meisten Beteiligten sicherlich die interessanteste.

Exemplarisch dafür steht die Aktion unserer Deutschklasse, die sich mit besagtem Thema Werbung beschäftigt hat. Um diesem praxisrelevanten Thema etwas mehr Eindruck zu verleihen, hat eine kleine Schülergruppe eine Umfrage erstellt, die sich mit den persönlichen Konsum- und Werbeerfahrungen unserer Mitschüler auseinandergesetzt hat.

Nachdem wir uns in den Tagen davor anhand verschiedener Aufgaben und Arbeitsblätter schon mit Werbemitteln und Manipulationsgefahren beschäftigt hatten, war die Umfrage eine gute Möglichkeit, noch mehr Bewusstsein für die eigene Verbundenheit mit diesem Thema zu schaffen.

Nach den positiven Rückmeldungen in der 8a haben wir beschlossen, die Umfrage auf unsere ganze Stufe auszuweiten, wodurch wir insgesamt 44 Ergebnisse erhielten. Deshalb war es auch möglich und sinnvoll, die Umfrageergebnisse auszuwerten und diese in die Zusammenfassung der gesamten Unterrichtsreihe einfließen zu lassen. Wie schon während der Erstellung der Umfrage, haben wir uns in einer Videokonferenz verabredet und zusammen – denn ja, auch räumlich getrennt war das möglich – an kleinen Grafiken gebastelt. Entstanden ist daraus ein sehr wirkungsvolles Ergebnis, dass allen Teilnehmern der Umfrage einen Spiegel zu ihrem eigenen Konsum- und Werbeverhalten vorgehalten hat.

Eine tolle Arbeit, die nicht nur Spaß gemacht hat, sondern genauso gut zeigt, welche Möglichkeiten im digitalen Home-Schooling stecken.

Danke, Tom.

 

Ein Anekdötchen über neue Medien und ihre Tücken

Bis zu dem Zeitpunkt, an dem diese ungewöhnliche Videokonferenz stattfand, hatten sich die Schülerinnen und Schüler meiner 5. Klasse sehr selbstständig mit allen möglichen Themen im Fach Englisch beschäftigt. Wir hatten auch schon die eine oder andere Videokonferenz geschaltet, doch uns in erster Linie über unser Wohlergehen ausgetauscht.

Als nun die Einführung eines neuen grammatischen Tempus anstand, holte ich mir eine alte Stelltafel, um den Schülerinnen und Schülern persönlich und anschaulich zu erklären, wie dieses neue Tempus gebildet wird. Ich stellte die „Tafel“ auf, drapierte mein IPad und positionierte mich selbst so, dass alle die Tafel und mich sehen konnten.

Und schon fing ich an, wie in einem Klassenraum zu gestikulieren und zu reden und zu erklären. Immer wieder hörte ich von der Klasse, dass ich nicht zu hören oder sehen sei, was ich mir zunächst nicht erklären konnte. Dann aber schaltete sich ein Elternteil ein und erklärte mir, dass die Kamera meines IPads sich immer wieder neu auf mich fokussieren müsse, da ich mich zu viel bewege. Kurzum: Ich zappelte zu viel herum!

Nun werde ich mir bei der nächsten Gelegenheit eine ordentliche Kamera auf einem ordentlichen Stativ zulegen ... Eine solche Anschaffung hätte noch vor Wochen sicherlich nicht auf meiner persönlichen Wunschliste gestanden. Aber die Zeiten ändern sich, und wir uns mit ihnen. Hat doch was, oder? (siehe Foto zu Beginn des Artikels)

Vielen Dank, Frau Zimmermann

 

Ein weiterer Beitrag entstand im Unterricht von Frau Schattauer:

Ganz spontan fällt mir das "Elfchen-Gedicht" eines Schülers aus der 5. Klasse ein:

Ich
weiß alles
wird wieder gut
nur noch nicht jetzt
Corona

Es hat mich sehr berührt und vielleicht geht es anderen auch so.

Darin zeigt sich zum Einen zwar das Bewusstsein über die außergewöhnlichen und bedrückenden Umstände unseres Lebens mit Corona, aber auch die Fähigkeit und der Glaube an Überwindung - und zugleich eine Sehnsucht nach Normalität. Zudem spielt es in den beiden ersten Zeilen mit Worten und Erwartungen. "Ich - weiß alles" klingt erst überheblich, dann aber setzt die nächste Zeile diesen Gedanken unerwartet fort und mündet in einen  Ausdruck von kindlicher und (auf den ersten Blick) banaler Hoffnung. Es endet schließlich mit einem sehr reflektierten und fast schon abgeklärten "nur noch nicht jetzt - Corona".

Kann man mehr in 11 Wörtern sagen?

Das aber gerade kann Sprache, wenn man sie mit Bedacht einsetzt und das lernen unsere Schüler, so hoffen wir, ihre Deutschlehrer. Sie müssen nicht alles wissen, aber es sind Momente wie diese, die uns stolz machen  auf diese Kinder und ihre Ausdruckfähigkeiten.

Pauls Gedicht hat mich beeindruckt und gerührt. Mehr noch: Es hat mir geholfen, besser mit dieser für uns alle außergewöhnlichen Zeit klarzukommen.

Genau so ist es, Paul! wollte ich sagen. Genau so sollten wir es angehen.

Vielen Dank, Frau Schattauer

 

Und hier ein Beitrag aus dem Online-Unterricht mit dem Grundkurs Musik der Stufe 11 von Frau Frobeen

Einladung zum Ausprobieren: Dieser Link zu dem selbsterstellten Lern-Quiz "Schumanns 3. Sinfonie - die 'Rheinische' " aus dem Online-Unterricht mit dem Grundkurs Musik / Stufe 11 innerhalb der Reihe "Robert Schumann - ein Komponistenportrait". Vorwissen ist nicht erforderlich, die Informationen ergeben sich aus den eingefügten Links zu Youtube oder Fachartikeln.

https://forms.office.com/Pages/ResponsePage.aspx?id=8CPD3vZhRU--oFUQV4JibTBcutlOLVZDnAbDMVpOjhZUNUdFRzhRSjFQVVNFSFZCMFEwMDYyR0lQUi4u

Wir hoffen, Sie haben so viel Freude wie unsere Schülerinnen und Schüler.

Vielen Dank, Frau Frobeen.