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In der Grundschule war ich ein ganz ruhiges Mädchen

Frau Reif im Interview mit Taisia Karlson

Wann wurden Sie Lehrerin?

Ich bin seit 2009 hier Referendarin und seit 2011 richtige Lehrerin.

Warum wurden Sie Lehrerin?

Das ist eine lange Geschichte. In der Grundschule war ich ein ganz ruhiges Mädchen. Es dauerte sehr lange, bis ich den Mut hatte, einen Beruf zu ergreifen, wo ich jeden Tag vor Menschen stehen und reden muss. Als Schülerin mochte ich sehr die Fächer Deutsch und Kunst. So wollte ich was mit Deutsch und Kunst machen. Dann hat mein Deutsch-Leistungslehrer gesagt, dass ich was mit Literatur und Nachdenken machen kann. Da dachte ich mir „Deutsch und Kunst – aber Geld verdienen möchte ich auch". Einmal war ich Babysitten bei meiner Freundin. Sie meinte dann, dass ich gut mit Kindern umgehen kann und es deswegen mal in der Grundschule versuchen sollte. Obwohl ich ganz schüchtern als Schülerin war, wollte ich es trotzdem mal vor kleinen Kindern versuchen. Meine Noten waren nicht so gut, deswegen hatte ich keinen Studienplatz bekommen. Dann hat mein Vater mir gesagt, dass ich auf den Bau gehen soll. Das wollte ich aber nicht. Später habe ich auf der Gesamtschule mein Praktikum gemacht und habe dabei meine Angst komplett verloren. Und dann wollte ich alle unterrichten, weil ich Gefallen daran gefunden habe.

Was ist das Schlimmste, was eine Klasse bei Ihnen gemacht hat?

Es war jetzt nichts Schlimmes, es war eher lustig. Ich musste mal kurz weggehen und habe der Klasse gesagt, dass sie leise sein sollen. Als ich draußen war, hörte ich meine Klasse schreien. Ich dachte mir: Ich muss streng sein! Ich ging in die Klasse und knallte die Tür hinter mir zu und fing an zu schimpfen. Als ich mich umgedreht habe, ist mir ein Prittstift in den Rücken gefallen. Ich drehte mich um, aber keiner hat sich bewegt. Ich schaute nach oben und stellte fest, dass Prittstifte von der Decke fielen.

Was mögen Sie gar nicht an Ihrem Beruf?

Korrigieren, Schreibtischarbeit.

Und was macht Ihnen am Beruf am meisten Spaß?

Zu sehen, wie meine Schülerinnen und Schüler langsam erwachsen werden und selbstbewusster.