Betroffene und Zeitzeuginnen sowie Zeitzeugen gesucht
Als Reaktion auf die im Jahr 2023 veröffentlichte Studie zum Martinstift in Moers hat die Kirchenleitung der Evangelischen Kirche im Rheinland eine unabhängige wissenschaftliche Untersuchung zum Thema ‚Sexualisierte Gewalt in evangelischen Internaten im Bereich der rheinischen Kirche‘ in Auftrag gegeben.
Die EKiR informiert in ihrem Betroffenenaufruf, dass mit Hilfe von Betroffenen und Zeitzeuginnen sowie Zeitzeugen eine unabhängige wissenschaftliche Untersuchung über Fälle von sexualisierter Gewalt an Internaten im Kirchengebiet entstehen soll. Im Blick sind elf Internate. Dazu gehört das ehemalige Internat des Bodelschwingh-Gymnasiums Herchen in der hiesigen Region, früher bekannt als Aufbaugymnasium Herchen. Details sind dem Betroffenenaufruf der EKiR zu entnehmen.
Aufklärung und Aufarbeitung
Die wissenschaftliche Aufarbeitung übernimmt PD Dr. Daniel Gerster, begleitet von Prof. Dr. Klaus Große Kracht, von der Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg. Die Studie startet im Januar 2026 und soll nach einem Jahr abgeschlossen sein. Sie bezieht sich auf die evangelischen Internate, Alumnate und Schülerheime in Bad Godesberg, Burscheid, Dierdorf, Herchen, Hilden, Kaiserswerth, Meisenheim, Neukirchen-Vluyn, Neuss und Traben-Trarbach sowie im westfälischen Espelkamp-Mittwald.
Die Beauftragte der Kirchenleitung für das Thema sexualisierte Gewalt, Vizepräses Antje Menn, erklärt, warum die Kirche die Studie beauftragt: „Wir sind den Betroffenen Aufklärung und Aufarbeitung schuldig.“
Unabhängige Studie
Die Durchführung der Studie erfolgt unabhängig von der Evangelischen Kirche im Rheinland. Die Forscher sind mit sexualisierter Gewalt als Forschungsthema vertraut und sichern Betroffenen und Zeitzeuginnen sowie Zeitzeugen eine verantwortungsvolle Gesprächsatmosphäre zu. Inhalte der Interviews werden vertraulich behandelt. Die Bearbeitung erfolgt in anonymisierter Form.
Privatdozent Dr. Daniel Gerster, der die Studie leitet, sagt: „Ziel der Studie ist es, Fälle sexualisierter Gewalt in evangelischen Internaten in Umfang und Häufigkeit zu erfassen und aufzudecken, welche Personen und Strukturen die Gewalt ermöglicht haben.“ Neben den Erfahrungsberichten von Betroffenen werden auch Aktenbestände von rheinischer Kirche und Trägerorganisationen erforscht.
Verschiedene Ansprechmöglichkeiten
Betroffene oder Zeitzeuginnen sowie Zeitzeugen können sich an Claudia Paul (Ansprechstelle für den Umgang mit Verletzung der sexuellen Selbstbestimmung der Evangelischen Kirche im Rheinland), die Hilfsorganisation Weißer Ring oder die regionalen unabhängigen Vertrauenspersonen wenden. Egal an wen man sich wendet: Der Erstkontakt sichert professionelle Begleitung und ggf. Infos zu Hilfsangeboten. Wer einfach nur die Forschenden wissen lassen will, dass man zu einem Interview bereit ist, kann das Claudia Paul mitteilen.
Die Kontakte lauten: Claudia Paul, 0211 4562-391, claudia.paul@ekir.de; Weißer Ring, 116006, weisser-ring.de; Kirchenkreis An Sieg und Rhein, Nein heißt Nein